Mandela: Der lange Weg zur Freiheit

 

Für Mitte Februar hatten sich die SchülerInnen unseres zwölften Jahrgangs vorgenommen, gemeinsam Justin Chadwicks „Mandela: Der lange Weg zur Freiheit“ anzuschauen. Welche Erwartungen er an den Film hatte, schrieb uns Murat Kurnaz, ein Schüler des Jahrgangs, auf.

Nelson Mandela. Diesen weltberühmten Namen verbinde ich immer mit dem Begriff der Freiheit. Kein Mensch auf diesem Planeten hat so sehr für die Freiheit gekämpft und ein solches Opfer dafür auf sich genommen. 27 Jahre von seinem eigenen Leben im Gefängnis zu verbringen, im Tausch dafür, dass nachfolgende Generationen ein ganzes Leben in Freiheit verbringen können. Ein großartiger Deal. Doch nicht jeder würde den eingehen. Mandela würde das schon und er hat es auch gemacht.

Was werde ich fühlen?

Dass über eine solche Geschichte irgendwann ein Film gedreht wird, ist klar, und ich vermute, dass jeder Regisseur, der sich ein solches Projekt vornimmt, Angst hat, ob sein Kinofilm der historischen Gegebenheit gerecht wird. Wenn ich mir einen Film über Nelson Mandelas Kampf gegen die Apartheid ansehe, dann möchte ich verstehen, worum es geht. Und ich will fühlen, spüren und mit bekommen wie es ist, unterdrückt zu werden und den gleichen Drang nach Freiheit verspüren, wie Mandela auch. Für uns europäische Menschen ist es schwierig zu verstehen, wie es sich anfühlt, in Unfreiheit zu Leben. Wir wissen zumeist nicht wie es sich anfühlt, andere Menschen anzusehen und sich zu fragen, warum sie mehr Rechte haben als man selbst, nur weil sie eine andere Hautfarbe besitzen.

Ich bin gespannt auf dem Film. Gespannt auf die Emotionen die ich fühlen werde, gespannt, ob ich mich mit hinreißen lasse und selber den gleichen Drang nach Freiheit spüren werde, wie die Dargestellten im Film und ob ich am Ende meine eigene Freiheit, über die ich mir nie Gedanken gemacht habe, mit anderen Augen ansehen werde. Vor allem nach dem Fall der NSA und ihrer Spionageaktionen sollte jeder wissen, dass nicht einmal wir, die angeblich "freien Menschen" aus der westlichen Welt, in völliger Freiheit leben. Deshalb sollte das Thema Freiheit auch in Europa neu diskutiert werden.

Freiheit bei uns?

Leben wir schon in Freiheit, nur weil wir nicht in der selben Situation Leben, wie die Südafrikaner unter der Apartheid? Einige sagen Ja und andere wiederum Nein. Doch eines ist sicher. Nicht einmal wir, die Menschen, die in Deutschland, Europa und den USA leben, sind vollkommen frei. Wir werden von unseren eigenen Regierungen beobachtet, auch wenn sie es nicht zugeben wollen. Gut, wir werden nicht daran gehindert, dort hinzugehen, wo wir wollen und wir können jeden Beruf ausüben, den wir wollen. Doch trotzdem geht uns das Thema Freiheit genauso an, wie Nelson Mandela und seine Brüder und Schwestern vor gut 20 Jahren.

Zeitreise

Der Film wird mich auf eine Zeitreise führen. In das Südafrika, als es noch eine undenkbare „Rassentrennung“ gab und eine kleine weiße Oberschicht durch ein unterdrückerisches System die mehrheitliche schwarze Bevölkerung im eigenen Land, ohne jeglichen Grund ihre Freiheit raubt. Aber er wird auch die Geschichte erzählen, wie ein einzelner Mann die Mauer des Hasses überwand und Liebe auf der anderen Seite fand. Wie er trotz eines Vierteljahrhunderts Gefängnis seinen Willen nach Freiheit nicht mit Wut oder Rache mischte, sondern immer an das Gute in den Menschen glaubte und den Weg für ein gerechteres Südafrika ebnete. Außerdem zeigte dieser Mensch der Welt ein Beispiel für Offenheit, Gerechtigkeit und Toleranz. Ich hoffe, dass ich das alles im Film wiedersehen werde und mitfühlen kann.

Meine Erwartung dem Regisseur gegenüber ist, dass er uns Kinobesuchern den unermüdlichen Antrieb erkennen lässt, welcher Nelson Mandela weitermachen ließ, an die Freiheit zu glauben und uns Kinobesucher merken lässt, wie wertvoll beides ist.

Murat Kurnaz