„Die Freiheit ist wichtiger als das Leben Einzelner“

Dies ist ein Satz von vielen, die nur Denis Goldberg so authentisch und sensibel äußern kann und uns an diesem Tag mehr als verdeutlicht, wofür dieser außergewöhnliche Mann gekämpft hat.

Unser Jahrgang 12 - begleitet von den TutorInnen und ihrem Deutschlehrer Igor Fux - hat zusammen mit der STS Eidelstedt Denis Goldberg einladen dürfen, um seine Lebensgeschichte, die zu einem großen Teil auch die Südafrikas ist, besser kennenzulernen.

Anstelle eines Vortrages wünscht sich Goldberg eine ungezwungene Gesprächsrunde, die auch aufgrund der vielfältigen und interessierten Fragen seitens der SchülerInnen eine knisternde Spannung und Intimität im Saal spürbar werden lässt.

Neben den Ausführungen über die immer noch verbesserungswürdige Lage eines von Korruption und Armut gebeutelten Südafrikas und den unvorstellbaren Grausamkeiten des früheren Apartheidsregimes, erfahren wir auch viel Persönliches und Rührendes. Goldberg erzählt von besonderen Begegnungen, früher Verliebtheit, aber auch von Jahren der Entfremdung und Schicksalsschlägen: Authentisch, offen, respektvoll, amüsant und oft zutiefst berührend.

In diesen Sätzen ist er dann wieder deutlich zu spüren, sein unbeugsamer Wille, sich für Gerechtigkeit, Toleranz und vor allem Menschlichkeit einzusetzen. Für seine Überzeugungen nahm Goldberg, der aufgrund seiner Herkunft ein privilegiertes Leben aufgab, den Kampf auf. Er war bereit für sie zu sterben und ließ sich auch in den 22 Jahren Haft nicht brechen.

So sympathisch wie wir Denis Goldberg zu Beginn kennengelernt haben, so beschließt er die Gesprächsrunde mit den Worten:
„Ich bin erstaunt über Ihr Sitzfleisch und Ihre Geduld, lange Antworten zu ertragen. Herzlichen Dank. Jetzt aber will ich Fotos machen, mit Ihnen allen!“

Nach fast zwei Stunden endet dieser unvergessliche Vormittag, die vielen Gedanken und Denkanstöße werden uns jedoch noch lange begleiten.

(FX)

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Information:

Am 25. Mai 2016 besuchte Prof. Dr. Dr. Denis Goldberg, südafrikanischer Freiheitskämpfer und Weggefährte Nelson Mandelas, im Rahmen seines Hamburg-Besuches die Stadtteilschule Eidelstedt, um mit Oberstufenschülern der STS-Eidelstedt und der Nelson-Mandela-Schule über seine
Erlebnisse und Erfahrungen und die politische Entwicklung in Südafrika ins Gespräch zu kommen.

Seit 1994 ist Denis Goldberg regelmäßig als Botschafter auf Vortragsreisen zu Gast in Deutschland und gibt als Aktivist und Zeitzeuge Einblicke in den nun seit mehr als zwei Jahrzehnten demokratisch regierten Staat Südafrika.

1933 geboren und aufgewachsen als Sohn jüdischer Einwanderer im südafrikanischen Kapstadt, spricht er heute als Zeitzeuge der Entwicklung Südafrikas aus einem rassistisch geprägten Apartheid-Staat hin zu einer Demokratie. In den 1960er Jahren schloss sich Denis Goldberg als einer der wenigen weißen "comrades" der Befreiungsbewegung des African National Congress (ANC) an, um für Demokratie und gleiche Rechte der Bürger aller Hautfarben in Südafrika zu kämpfen.

Als Weggefährte Nelson Mandelas wurde er 1963, wie Mandela selbst und andere, aufgrund seines Engagements gegen das Apartheid-Regime inhaftiert und zu mehrfach lebenslänglicher Haft verurteilt. Er saß 22 Jahre lang als einziger weißer Verurteilter im Zentralgefängnis Pretorias. In dieser Zeit schloss er drei Fernstudiengänge ab.

Nach seiner Freilassung ging er ins englische Exil, arbeitete dort weiter für den ANC und gründete 1994 die Organisation "Community H.E.A.R.T.", welche die Lebenssituation benachteiligter Südafrikaner verbessern möchte. Seit 2004 lebt und arbeitet er u.a. als Berater verschiedener Ministerien wieder in Südafrika.
Denis Goldberg ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Magdalena Pellowski und Rita Wolf, Stadtteilschule Eidelstedt