Corona Live-Chat: NMS-SchülerInnen mit einer Virologin im Gespräch

 

 

Dr. Hanna Jerome (Foto: privat)
Bild: Gülca (9d)

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Von Thomas Polajner | Fr, 8.5.2020

Covid-19 - ein Virus, das von einem Tag auf den nächsten das Alltagsleben fast zum Erliegen bringt, das verunsichert oder sogar ängstigt. „Wie große ist die Infektionsgefahr?“, „Was wissen die Forscher über das neue Virus?“ sind u.a. Fragen, die im Unterricht immer wieder fallen.

Im Rahmen eines Live-Chats bot sich unseren SchülerInnen, Eltern und Lehrern am 24. April die Gelegenheit, sich mit ihrem Wissensdrang an eine Spezialistin zu wenden: Die Virologin Dr. Hanna Jerome beantwortete rund 45 Minuten lang Fragen, die unsere Schüler mithilfe ihrer Tutoren im Vorfeld zusammengetragen hatten.

Dr. Jerome ist als Expertin für Automatisierung und Micro-Engineering bei der Eppendorf AG in Hamburg tätig. Sie betreut u.a. Firmen aus dem Bereich der Virenforschung.
 
Alle Interessierten konnten im Anschluss ihre Nachfragen spontan an die Wissenschaftlerin richten. Wegen der Vielzahl der Fragen konnte nicht jede beantwortet werden. Dennoch wurde im persönlichen Gespräch das Unbekannte ein Stück greifbarer.

Wir danken Dr. Jerome sehr herzlich für den informativen und zugleich unterhaltsamen Nachmittag. Allen Teilnehmenden herzlichen Dank für ihr Interesse.
 
Die wichtigsten Punkte des Chats mit Dr. Jerome sind im aktuellen Kurzinterview zusammengefasst. Stand: 06.05.2020.
 
Wie ist das Corona-Virus entstanden?
 
Sehr wahrscheinlich stammt das Sars-CoV-2 Virus (Corona) ursprünglich von bestimmten Fledermausarten. Da Fledermäuse wie wir Menschen zu den Säugetieren gehören und wir deshalb relativ nah mit ihnen verwandt sind, gelingt es Fledermaus-Viren oft recht leicht, auch unsere menschlichen Zellen zu infizieren. Hinzu kommt, dass Fledermäuse häufig eine sehr hohe Virusanzahl in Ihren Körpern mit sich herumtragen, ohne zu erkranken. Fledermäuse können deshalb sehr leicht Viren auf andere Fledermäuse, aber eben auch auf andere Tierarten und den Menschen übertragen. Der genaue Ort dieser Übertragung von einer Fledermaus auf den ersten Menschen ist sehr schwer nachzuvollziehen und Wissenschaftler sind noch dabei, dieser Frage nachzugehen. Da die Covid-19 Epidemie aber erstmals in China in der Stadt Wuhan in Erscheinung trat, ist es sehr wahrscheinlich, dass hier das Virus erstmals auf einen Menschen übertragen wurde.
 
 
Wie ansteckend ist das Virus? Kann es über die Luft übertragen werden oder nur über direkten Körperkontakt?
 
Die Übertragung des Virus findet vornehmlich durch die sog. "Tröpfeninfektion" statt. Beim  Husten, Niesen und auch beim Sprechen entstehen kleinste Tröpfen, in denen sich Corona-Viren befinden können. Diese Tröpfchen sinken zu Boden und können somit nur von einer anderen Person eingeatmet werden, die sich direkt in diesem „Tröpfchenregen“ befindet. Daher ist momentan ein Mindestabstand von 1,5 m zu anderen Menschen zu wahren und seit dem 27.04. ein Mundschutz in Einrichtungen wie Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg Pflicht. Auch in der Schule ist es ratsam, einen Mundschutz zu tragen und Abstandsregeln einzuhalten. Sehr, sehr kleine Tröpfchen, die Corona-Viren enthalten können, sinken nicht ganz so schnell zu Boden. Deshalb ist es ratsam, in geschlossen Räumen häufig zu lüften. Draußen an der frischen Luft, mit einem Mindestabstand von 1,5 m, ist es also höchst unwahrscheinlich, sich mit Corona-Viren zu infizieren.
 
Wenn man einmal an Corona erkrankt war, ist man dann immun?
 
Aktuell geht die Forschung davon aus, dass der Immunschutz nach einer Infektion für ein bis zwei Jahre anhält. Die Annahme basiert auf der Erfahrung mit ähnlichen Erregern. Dennoch ist es wichtig, sich auch nach einer Genesung weiterhin an die vorgeschriebenen Sicherheitsregeln zu halten, um sich und andere zu schützen.
 
Gibt es einen Impfstoff gegen das Corona-Virus?
 
Leider gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen das Virus. Aktuell arbeiten rund einhundert internationale Impfstoffprojekte an dessen Entwicklung. Da dieser Impfstoff, bevor er zugelassen werden kann, zunächst an Tieren und dann auch an Menschen getestet werden muss, werden wir noch mindestens bis zum Frühjahr 2021 Geduld haben müssen.